Rene Lanooy Foerderungswerk

Negativ denken – positiv arbeiten: Der ungewöhnliche Bau eines Riesenkalmar-Modells

Bis 22 Meter soll er lang sein, doch gesehen hat ihn bis heute noch niemand: Anfang November 1997 bekam Klaus Wechsler vom Bremer Übersee Museum, den Auftrag einen Riesenkalmar nachzubilden. Nur sechs Monate Zeit hatte der biologische Präparator dafür. Eigentlich war das Projekt in dieser kurzen Zeit nicht zu schaffen. Das 8,40 Meter lange Modell sorgt noch heute für Aufsehen und seine ungewöhnliche Fertigung hat neue Maßstäbe im Modellbau gesetzt.

Gemeinsam mit dem Bremer Institut für Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaft an der Universität Bremen (BIBA), das sich einen Namen im Bereich des schnellen Herstellens von Prototypen (Rapid Prototyping) gemacht hat entstand das Riesenkalmar-Modell.

Bei seinen Recherchen zu dem Riesenkalmar fand Wechsler nur sehr wenig Material. Weiter halfen ihm letztlich ein 3D-Riesenkalmar-Modell als digitale Filmsequenz des mysteriösen Tiefseebewohners. Auf der Basis dieser Vorlage, diverser neuer Zeichnungen und einiger gesondert angefertigter Teilmodelle erstellten die BIBA-Mitarbeiter 3D-Zeichnungen und generierten CNC-Daten für ihre Fräsmaschinen.

Üblich war es bis dahin zunächst ein Positiv zu erstellen, also ein Ur-Modell zu modellieren, davon ein Negativ herzustellen, um so das spätere Modell zu fertigen. Für diese drei Arbeitsschritte blieben Wechsler jedoch keine Zeit und er dachte um. “Negativ denken – positiv arbeiten”: Nach diesem Motto verzichtete er auf das Modellieren der Ur-Form. Denn: Sie lag bereits digital vor – in den BIBA-Rechnern. FOTO

Nach diesen Daten frästen die CNC-Maschinen sogleich das Negativ. Zwei Maschinen arbeiteten parallel. Insgesamt bearbeiteten sie 11 Kubikmeter Styrodur-Hartschaum; rund 20 Minuten brauchte eine Maschine pro Block. Es folgte das Zusammenkleben der 400 nummerierten Blöcke und der aufwändige, manuelle Feinschliff.

Nach dem Isolieren der Formhälften entstanden mit Hilfe von Abstandsgewebe und speziell eingestelltem Epoxydharz ein nach DIN 4201/B1 schwer entflammbares Modell. Es ließ sich in sieben Teile zerlegen und in einem LKW 7,5 t transportieren. Das Modell wog 75 kg und musste zur Tarierung zusätzlich mit 75 kg Blei ausgerichtet werden.

Der Riesenkalmar wurde mit Ölfarbe in Airbrush-Technik eingefärbt. Die Augen bestehen aus einer speziell angefertigten Holographie, die beim Anstrahlen mit einer Lichtquelle in blau und grün leuchten.

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